Bereits im Sommer brannte mir einmal auf einer kleinen Ausfahrt die Hauptsicherung durch. Ich war zwar kurz erschrocken, weil die Maschine kurz nach einem Ampelstart urplötzlich ohne Vorwarnung abrupt stehen blieb. Nach kurzem Check am Straßenrand stellte sich heraus, dass die Hauptsicherung defekt war. Da ich stets ausreichend Ersatzsicherungen mit mir führe, war das Problem schnell behoben so dass ich ohne weitere Probleme die Fahrt fortsetzen konnte.
Ein weiterer Check zuhause in der Garage ließ mich keinen elektrischen Fehler finden, so dass ich annahm, die Hauptsicherung sei im Laufe ihrer mittlerweile 15-jährigen Tätigkeit einfach mal müde geworden.
Ein paar Wochen und mehrere hundert km später wiederholte sich der Defekt ein zweites Mal, diesmal jedoch auf der Autobahn. Glücklicherweise fuhr ich gerade schnell genug, so dass ich es mit gezogener Kupplung weitestgehend problemlos noch ein paar hundert Meter bis zum nächsten Parkplatz schaffte. Nach Wechsel der wiederum defekten Hauptsicherung ging es weite, ca. 2.000 km ohne weitere Auffälligkeiten.
Ich nahm an, das Problem sei behoben und machte mich Ende September gemeinsam mit meinem Motorradkumpel, der auf seiner neuen 1250er BMW unterwegs war, auf die diesjährige große Tour. Die Tour führte hier vom Rhein-Main-Gebiet über die französische Atlantikküste, bis hinter Biarritz, von dort kreuz und quer über verschiedene Pässe in den Pyrenäen bis nach Andorra, von dort quer durchs spanische Festland bis nach Gibraltar und den südlichsten Punkt Europas in Tarifa, weiter entlang der portugiesischen Küste bis an den westlichsten europäischen Festlandspunkt Cabo da Roca nördlich von Lissabon und von dort dann weiter nordöstlich unterhalb der Pyrenäen wieder über Andorra an die französische Mittelmeerküste über den Mont Ventoux und von dort wieder zurück nach Hause. Zurückgelegte Strecke dabei ca. 8.500 km in 3 Wochen.
Nach ein paar Tagen, irgendwo mitten in Frankreich, blieb der Motor wieder einmal, wie auch ein paar Tage später, unmittelbar an der, zugegeben etwas zügigeren, Auffahrt zum Tourmalet in den französischen Pyrenäen, ohne irgendeine vorherige Ankündigung, stehen. Stets kurzerhand die Hauptsicherung gewechselt und weiter ging es jeweils.
Ich hatte zunächst evtl. korrodierte Kontakte im Sicherungskasten in Verdacht, wäre ja auch kein großes Wunder nach 15 Jahren und über 260.000 km. Habe dann auf einem Zwischenstopp einfach mal reichlich Kontaktspray auf alle Kontakte gegeben und weiter gings.
Dann allerdings, ca. 70 km nördlich von Tarifa, passierte es. Der Motor lief auf einmal etwas unrund, nahm schlecht Gas an und blieb nach ein paar Metern wieder stehen. Bei den Problemen zuvor war der Motor allerdings stets ohne jegliche Vorwarnung stehen geblieben, diesmal schien es irgendwie anders zu sein.
Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, ob die Hauptsicherung auch diesmal wieder durchgebrannt war, die komplette Elektrik war lahmgelegt.
Es stellte sich schnell heraus, dass die Batterie keine Spannung mehr hatte. Beim wiederholten Einschalten der Zündung blieb u.a. der DZM hängen und der Starter zeigte natürlich keine Reaktionen. Also musste eine neue Batterie her.
Dazu muss ich sagen, dass ich seit diesem Frühjahr eine 30Ah große Lithium Batterie von Alliant im Einsatz habe, die ihren Job bislang immer zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt hatte. Der riesige Startstrom dreht meinen verstärkten Anlasser und den höher verdichteten Motor mit einer Wucht, dass es eine reine Freude ist. Eine halbe Kurbelwellenumdrehung und los geht’s, auch und insbesondere bei Kaltstart.
Eine neue Batterie ist natürlich leichter gesagt als getan wenn man sich mitten im Niemandsland befindet . Wir befanden uns auf freier Landstraße, alle 10 Minuten kam mal ein Auto vorbei, bis zum Horizont kein Haus in Sicht. Die nächste, etwas größere Stadt war Jerez de la Frontera, ca. 60 km weit entfernt, Temperatur um die Mittagszeit ca.35°C.
Bei beiden Motorradhändlern in Jerez de la Frontera, mit denen ich versuchte, telefonisch Kontakt aufzunehmen um in Erfahrung zu bringen , ob sie eine passende Batterie auf Lager hätten, konnte ich mein Problem nicht platzieren, niemand dort sprach außer spanisch eine weitere Sprache und meine rudimentären Spanischkenntnisse reichten natürlich auch nicht aus. Daraufhin setzte ich mich auf die BMW meines Kumpels, der bei meiner Rocket am Straßenrand blieb, und machte mich auf den Weg nach Jerez de la Frontera.
Dort angekommen, war natürlich über die Mittagszeit Siesta, alle Geschäfte bis 16:00 bzw. 17:00 Uhr geschlossen. Als der erste Laden aufmachte freute ich mich, dass des dort eine originale Yuasa gab. Die musste allerdings zunächst befüllt und ggf. noch nachgeladen werden. Der Verkäufer wollte sie mir nicht sofort mitgeben, ich sollte nach 3 Std. wiederkommen um sie abzuholen.
Mittlerweile saß mein Kumpel schon seit ca.6 Stunden am Straßenrand und musste sich dort von der Sonne grillen lassen. Weitere 3 Stunden wollte ich ihn dort nicht warten lassen. Um die Zeit zu überbrücken ging ich in den nächsten großen Motorradladen, der nur wenige hundert Meter weiter weg war. Dort hatten sie eine 8Ah Lithium Batterie vorrätig, die sofort, ohne aufgeladen werden zu müssen, einsatzbereit wäre. Diese Batterie wäre tatsächlich groß genug für die Rocket und wird als Alternative für die Yuasa beworben. Also kaufte ich auch noch die Lithiumbatterie, ging zum anderen Laden zurück und sagte denen, dass ich die dort gekaufte Yuasabattrie am nächsten Vormittag abholen würde, dann wäre auf jeden Fall ausreichend Zeit, um sie im Geschäft in aller Ruhe noch nachzuladen.
Ich also mit der kleinen Lithiumbatterie wieder zurück zu meinem Kumpel und meiner Rocket. Nach Einbau der Batterie sprang der Motor auch ohne Probleme an und los ging es auf Hotelsuche, denn mittlerweile wurde es langsam dunkel.
Nach ca. 35 km Fahrt und etwa 1km vor dem Hotel wieder das gleiche Malheur, der Motor ging aus und sprang nicht mehr an. Kann mich allerdings auch nicht mehr daran erinnern, ob die Hauptsicherung durchgebrannt war, die hatten wir natürlich sofort gewechselt, da wir darin den Grund für den Ausfall sahen. Es stellte sich allerdings heraus, dass die neue Batterie defekt/leer war. Glücklicherweise passierte es dieses Mal nur ein paar hundert Meter von einer kleinen Tankstelle entfernt, wo wir die Rocket für die Nacht abstellen konnten. Von dort sind wir dann mit der BMW zum Hotel. Ich vermute, dass die Lithiumbatterie entweder nicht vollgeladen war oder während der Fahrt nicht nachgeladen wurde.
Am nächsten Morgen bin ich dann gleich wieder nach Jerez de Frontera, um dort die mittlerweile gut aufgeladene Yuasa abzuholen. Die defekte/leere Lithiumbatterie brachte ich anschließend zum anderen Laden, wo ich sie gekauft hatte, zwecks Reklamation zurück. In der Tat stellte sich heraus, dass sie absolut tot war, zeigte keinerlei messbare Spannung und ich erhielt anstandslos eine neue vom gleichen Typ.
Nach Rückkehr baute ich die Yuasa natürlich sofort ein. Der Motor startete problemlos und läuft seitdem über 4.000 km ohne weiteren Zwischenfall. Im Vergleich zu der Lithiumbatterie tut sich der Anlasser bei Kaltstart etwas schwerer, der Motor braucht beim Kaltstart einfach immer ein paar Umdrehungen bis er startet, bei Warmstart gehts genauso zügig wie mit der Lithiumbatterie.
Nun stellt sich mir folgende Frage:
Kann eine Lithiumbatterie durch falsches Laden, bspw. durch einen herkömmlichen Regler, defekt gehen, und zwar so, dass es ausreicht, um die Hauptsicherung zum Durchbrennen zu bringen?
Mir ist mittlerweile klar, dass eine Lithiumbatterie, im Gegensatz zu einer herkömmlichen Batterie, keinen höheren Ladestrom als 14,6 Volt verträgt. Mir ist auch verständlich, dass ein zu niedriger Ladestrom, bspw.8 Volt, die Lithiumbatterie nicht lädt und sie deswegen auch Schaden nimmt.
Beim Nachmessen zuhause ist mir aufgefallen, dass die Lima zeitweise auch 15 Volt abgibt, insofern müsste, sofern ich demnächst wieder mal auf Lithium umstellen werde, ein Regler eingebaut werden, der dies entsprechend regelt. Habe bei Carmo Electronics in Holland
https://www.carmo.nl/index.php?main…roducts_id=2784
einen passenden Regler gefunden, den ich über den Winter einbauen werde.
Ich möchte an dieser Stelle keine neue Diskussion über den Sinn/Unsinn von Lithiumbatterien lostreten, das hatten wir an anderer Stelle bereits genug.
Aber vielleicht kann ja jemand, der sich im Gegensatz zu mir, in der Elektrik auskennt, sachdienliche Hinweise geben.
Mich würde bspw. interessieren, ob die Limaleistung - unsere Rocket hat m.E. knapp 500W - in irgendeiner Form relevant für die Mindest-bzw. Maximalgröße (Ah) einer Lithiumbatterie ist. Wenn ja, was wäre dann die optimale Batteriegröße?
Moderne Lithiumbatterien verfügen angeblich über ein eingebautes Lademanagement, das die Batterie bei Unter- und Überspannung abschaltet, um einen Defekt zu verhindern. Wenn dem so ist, warum bräuchte man dann einen speziellen Regler bzw. ein spezielles Ladegerät?
Mir gefallen Lithiumbatterien hauptsächlich wegen ihres wesentlich höheren Startstroms im Zusammenhang mit dem von mir eingebauten stärkeren Anlassers und der der höheren Motorverdichtung. Dass sie kleiner und wesentlich leichter sind ist für mich ein angenehmer Nebeneffekt.
Gruß, Georg