Teil 1
Erst Mitte Mai hatte mich die Berichterstattung erreicht, es gäbe bald einen triumphalen Drehmomentweltmeister in Gestalt eines gewaltigen Teils in sehr klassischer Anmutung. Fetter hochliegender Tropfentank in der Linie abfallend in die Einzelsitzmulde und ein freistehendes Hinterrad ohne jede unnötige Verkleidung.
Naked at ist best. Chromüberhäuft und schwarz. Fette Gummis und eine Powerfabrik, die sich klotzig breit macht in der Silhouette.
Und da ich seit vielen Jahren von der Torque-Naked--Fraktion stamme (XS 1000 - Z1300 6-Zyl.– Vmax – X4) und seit Jahren auf eine Steigerung gewartet hatte, konnte ich jetzt endlich zuschlagen. Mitte Mai geordert, pünktlich Mitte Juli vollgetankt und blitzeblank ausgeliefert an einem Freitagnachmittag, dem ersten mit Sonne in diesem Winter…und dann folgten 770 km bis zum Sonntag. Der Sitz hatte keine Zeit abzukühlen, ich konnte mich einfach nicht trennen und hab praktisch auch ne Nachtfahrt hinter mir. Die Touren sollten mich rasch zur Inspektionsgrenze 800 km bringen, um eine bevorstehende Auslandstour servicefrei zu geniessen.
Emotion
Das Heavy Metal Teil soll künftig sehr zügig bewegt werden und die Tradition der druckvollen und drehmomentstarken Maschinen fortsetzen, die nicht mit Drehzahl sondern mit souveräner Leistung aus Hubraum die physische Faszination vermitteln.
Optik
Was mir wichtig war zu ändern, das haben die kreativen und begeisterten Jungs von Rock n Ride in München gleich zur Auslieferung erledigt, nicht ohne sich in mehreren meiner vorgeburtlichen fiebernden Besuchen mit mir eine Lösung nach der anderen an der Vorführmaschine durchzuspielen.
Möglichst Schwarz/Silber sollte sie sein und das Kennzeichen an der einzigen alternativen Stelle platziert werden, um die Proportionen wieder zu korrigieren und den dicken Reifen zur Geltung kommen zu lassen. Das geeignete oval konturierte Rücklicht fand sich auch schnell im RnR Sortiment und passt in der Ansicht von hinten perfekt zu den Radien von Sitz und Kotflügel. Was mir nicht gefällt, sind die an sich wunderschönen Scheinwerfer. Sie geben der Front aber ein zu großes Gewicht in der falschen Position und stehen zu breit raus, sie decken die dicken Standrohre ab und gehören ausgetauscht. Aber das kommt noch.
http://www.20six.de/weblogCategory/17fc4lwmt0oog?p=1
Auslieferung
Die technische Einweisung beschränkt sich auf die –bekannten- Armaturen, die nichts neues bieten, das in seinen Bestandteilen armselige aber intelligent untergebrachte Werkzeug (liegt flach unterm Sitz in einer formschlüssigen und aufklappbar-klapperfreien Kunststoffschale), darunter Batterie und Sicherungen. 2,3 und 2,9 bar muss man sich merken und evtl. die sehr straffen Federbeine gelegentlich mal von 3 auf 2 zurückdämpfen. Dass der Tank 25 Liter Super schluckt, war kekannt. Mehr ist nicht. Kardan kann man vergessen, Felgenputzen deswegen auch. Doch: Ölkontrolle. Umständlich, weil die Trockensumpfschmierung erfordert, 3 Min. im Leerlauf zu verharren, um dann den Messstab zu prüfen. Die Zeit brauchts, um das Öl fürs Messen erst vollständig in den separaten Ölbehälter zu fördern.
Ergonomie
Sitz, Lenker, Rasten passen wie angegossen schon in der Serienanordnung für einen 185-cm-Mann.
Allerdings ist die Rasten-/Hebelposition auf Dauer ermüdender, als die herkömmliche, die ich gewohnt bin (und deshalb bald in Angriff nehme, zu ändern: Raste unterhalb der Sitzmitte). Man kann sich nicht mehr so einfach mal im Sitz räkeln oder gar aus demselben heben, wenn das Kreuz erlahmt. Ausserdem erinnert mich die Fuss-Voraus-Position zu sehr an die Chopper-Fraktion, der ich mich nun überhaupt nicht zurechne. Und aussderdem bieten die Schuhsohlen in den Wind gereckt einen merklichen Gegendruck bei hohen Geschwindigkeiten, sie heben tatsächlich ab! Die Instrumente wie die 4-fach verstellbare Hebelei ist schön anzusehen und macht einen sehr soliden Eindruck. Die dicken Griffe auf dem 1 Zoll Rohr kommen meiner großen Innenhand „entgegen“.
Fortsetzung s. Teil 2